Heimtierverantwortung als globales und europäisches Tierschutzprinzip

Verantwortliche Tierhaltung ist unerlässlich für unsere Gesellschaft 

 

Die Welttiergesundheitsorganisation (OIE) hat den Begriff der Verantwortlichen Tierhaltung (Responsible Ownership) geprägt. Heute bezieht er auch soziale und ethische Aspekte, wie den Umgang mit dem Tier unter Berufung auf die „Fünf Freiheiten", als Grundlage mit ein. Die „Fünf Freiheiten“ umfassen die Freiheit von Hunger, Durst, und Fehlernährung, von Unbehagen, von Schmerz, Verletzung und Krankheit, von Angst und Leiden sowie die Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens.

  

Die sogenannten „Fünf Freiheiten“ und das Prinzip der „Verantwortlichen Tierhaltung" bilden die Grundlage europäischer Tierschutzpolitik. Rechtlicher Ausdruck dessen und Grundlage ist der Vertrag von Lissabon, in dem Tiere als „fühlende Wesen“ definiert werden. Das fühlende Wesen ist kein Rechtsbegriff, sondern ein Begriff aus der Ethik. Dadurch kann er keine Einschränkung durch Gesetzestexte erfahren und umfasst ausnahmslos sämtliche Tierarten.

 

Im Forschungsprojekt CALLISTO wurde 2012 bis 2014 im Auftrag der Europäischen Kommission (DG SANTE) und unter der Leitung der Europäischen Vereinigung der Tierärzte (FVE) der Bereich Hunde und Katzen in der EU wissenschaftlich analysiert. Zielsetzung war, die Gesundheitsrisiken, die von Tieren ausgehen, und deren Relevanz zu untersuchen, denn für diese Tiere ist die EU rechtlich nicht zuständig, wohl aber für die öffentliche Gesundheit. CALLISTO definierte die „Verantwortliche Heimtierhaltung" und bezieht auch die Anschaffung des Tieres sowie seine Nachkommen mit ein.

 

Definition CALLISTO 

  • Verantwortliche Heimtierhaltung ist eine Sorgfaltspflicht basierend auf dem Prinzip, dass Tiere empfindende Wesen mit Selbstwert sind, welche um ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens willen vom Menschen abhängig und Teil eines Ökosystems sind.
  • Verantwortungsvolle Heimtierhaltung strebt an, einen guten Stand der Gesundheit und des Tierwohls zu gewähren, körperliche und psychologische Vorteile für den Menschen zu maximieren sowie das Risiko, das Heimtiere für die Öffentlichkeit, andere Tiere oder die Umwelt darstellen können zu minimieren.

Diese Pflicht beginnt mit der verantwortungsbewussten Anschaffung und setzt sich fort in angemessener Pflege und Schutz der Heimtiere und ihrer Nachkommen.

 

2010 bereits wurde in Brüssel das Projekt CARO (Companion Animal Responsible Ownership) vorgestellt. Gemeinsam mit der EU-Kommission, der FVE und dem wissenschaftlichen Institut IZT hat VIER PFOTEN Brüssel eine Wissensplattform mit Informationen zu Hunden und Katzen in Europa erarbeitet. Eine CARO-Expertenarbeitsgruppe hat sich der europaweiten Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen gewidmet, dem wichtigsten Instrument für Verantwortliche Tierhaltung in der EU, und bereits im Dezember 2015 ein Konzept vorgelegt. 

 

Entschließung des Europäischen Parlaments vom 25. Februar 2016 zur Einführung kompatibler Systeme für die Registrierung von Heimtieren in allen Mitgliedstaaten (2016/2540(RSP)

 

Nicht nur, dass zahlreiche Tierschutzorganisationen und auch die Tierärzteschaft auf EU Ebene seit 2010 eine Rückverfolgbarkeit nicht nur für landwirtschaftliche Nutztiere sondern auch für Heimtiere forderte, auch das Europäische Parlament hat am 25. Februar 2016 mit überwältigender fraktionsübergreifender Mehrheit über eine Entschließung abgestimmt, in der eine EU-weite Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen von der EU Kommission gefordert wird. Dies ist jüngst erst rechtlich möglich geworden durch das so genannte EU Tiergesundheitsgesetz (EU Verordnung 2016/429, EU TGG) wonach es möglich ist, im Rahmen eines  so genannten abgeleiteten Rechtsaktes eine solche Regelungen zu erlassen (Art. 109, 118 EU TGG).

 

Die Hauptargumente des Europaparlaments finden sich in Ziff. 4-8 (Seite 3). Berichterstatterin dieser Entschliessung war Dr. Renate Sommer MdEP (EVP), die den Einführungsvortrag auf der Fachtagung zum Thema Kennzeichnung und Registrierung hielt am 6. September 2016 in Berlin. Aus dieser Fachtagung ging das Netzwerk K&R hervor.  

 

Eine weitere Gruppierung aus den Regierungen der Mitgliedstaaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Niederlande und Schweden) hat dies gegenüber der EU Kommission gefordert.

Bislang weigert sich die EU Kommission und verweist – in Verkennung der grenzüberschreitenden Probleme u.a. des illegalen Welpenhandels - auf die Subsidiarität. 

 

Einführung kompatibler grenzüberschreitender Systeme zur Registrierung von Haustieren 

Zwei Modelle für die Rückvermittlung

Für die Rückvermittlung eines Tieres über Deutschlands Grenzen hinaus können Tierfreunde auf zwei Modelle zurückgreifen: Europetnet und Petmaxx. Die Nutzung beider Datenbanken ist kostenfrei. Rund um die Uhr kann mittels der Transpondernummer festgestellt werden, in welchem Land und bei welchem Register ein Tier registriert ist. Hier ein Überblick.

   

Europetnet

Europetnet mit Sitz in Brüssel, Belgien, ist eine europäische, übergreifende Datenbank mit dem verschlüsselten Inhalt (Transpondernummer, Tierart, Geschlecht, Herkunftsregister) von 59 Registern aus 24 europäischen Ländern. Die Datenbank wird von einem Privatunternehmen betrieben. Voraussetzung der Vollmitgliedschaft für neue Mitglieder ist, dass sie eine nicht gewinnorientierte Organisation sind und ein nationales oder regionales privates oder behördliches Register betreiben. Es entsteht ein Mitgliedsbeitrag, der sich an der Größe und den erfassten Daten des Registers misst. Die Länderregister liefern ihre Daten mittels eines minimalen, nicht personalisierten Datensatzes, den sie regelmäßig aktualisieren. Die sensiblen Halterdaten verbleiben vollumfänglich in den nationalen Registern, sodass alle Datenschutzregeln gewahrt werden.

  

Petmaxx

Petmaxx ist eine Metasuchmaschine, die in allen angeschlossenen 33 Datenbanken online sucht. Sie hat Zugriff auf Mitgliederdatenbanken, wozu auch Außereuropäische wie beispielsweise das der Vereinigten Staaten zählen. Petmaxx hat seinen Sitz nahe Lugano, Schweiz, und wird von einem der führenden Anbieter von Transpondern für Heimtiere und Nutztiere sowie Transponderlabels, zum Beispiel im Textilbereich, betrieben. Die Anbindung an Petmaxx ist für die Organisationen kostenlos, jedoch auch rechtlich unverbindlich. Petmaxx als Suchmaschine bietet keine weiteren Services an wie Europetnet.

EU-weite Kennzeichnungs- & Registrierungsforderungen

Auf der Ebene der EU ist eine konsequente Rückverfolgbarkeit von Heimtieren nicht nur eine Forderung des Europäischen Parlaments, sondern ebenso europäischer Tierschutzverbände und der Tierärzteschaft.

Hier einige Dokumente (in englischer Sprache). 

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Working towards responsible dog trade – The position of the veterinary profession in Europe
2016_Working towards responsible dog tra
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Promoting veterinary leadership in stray dog control in Europe
2015_03_Stray dogs position paper (1).pd
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Four Paws press release - The EU Commission has no intention of regulating responsible online pet trade
FOUR PAWS press release_2.pdf
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