Situation in Deutschland


Wirkungszusammenhänge von K&R
Wirkungszusammenhänge von K&R

Deutschland gehört zu den Schlusslichtern im Heimtierschutz in der EU und hat aktuell keine bundesweite einheitliche Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht. Laut Koalitionsvertrag 2021-2025 sieht die neue Bundesregierung die Einführung einer verpflichtenden Kennzeichnung und Registrierung von Hunden in Deutschland vor (Seite 44), nicht aber von Katzen

Mit 16 unterschiedlichsten Regelungen bezüglich der Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen existiert aktuell ein heterogenes System von jeweils unterschiedlichen privaten und öffentlichen Heimtierregistern.

In sechs Bundesländern gibt es eine Regelung für ein landeseigenes Hunderegister (Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrheinwestfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) mit der Hauptfunktion, den Behörden der Bundesländer Recherchen im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu ermöglichen. Parallel dazu gibt es mindestens sechs private Heimtierregister (TASSO e.V., FINDEFIX – Das Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, ifta, registrier mich!/Für Jagd in Deutschland e.V., TierPerso/PetID GmbH, Tierchip Dasmann & myPetpool), bei denen die Rückvermittlung von Fundtieren im Vordergrund steht.

 

Aus dieser aktuell uneinheitlichen Situation der Kennzeichnung und Registrierung und der damit fehlenden flächendeckenden Rückverfolgbarkeit ergeben sich Probleme in den verschiedensten Bereichen, zu deren Lösung eine bundesweit verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung einen Beitrag leisten könnte. 

 

Gute Gründe für eine bundesweite Kennzeichnung und Registrierung

Gleich mehrere Problembereiche, die teils direkt, teils indirekt miteinander verbunden sind, belegen die Notwendigkeit für eine obligatorische Kennzeichnung und Registrierung: Tiergesundheit, Tierschutz, Rechtssicherheit, Verbraucherschutz, öffentliche Gesundheit, Wirtschaftlichkeit.

 

Tiergesundheit

Hat ein Hund eine übertragbare Krankheit, beispielsweise Parvovirose bei einem Welpen zweifelhafter Herkunft oder Tollwut bei einem aus Südosteuropa stammenden Welpen, kann er im Falle einer bundesweiten Kennzeichnung und Regis­trierung zuverlässig als Quelle des Ausbruchs der Krankheit zurückverfolgt werden, und das Ansteckungsrisiko für andere Hunde wird gebannt. Für Straßenkatzen gilt dies ebenfalls, die ansteckenden Katzenkrankheiten werden reduziert. Ein zweiter, indirekter Effekt ist, dass bei verpflichtender K&R jeder Hund und jede Katze beim Tierarzt gekennzeichnet werden muss, sodass als ein Nebeneffekt die veterinärmedizinisch notwendige Grundvorsorgung und damit die Gesundheit der Tiere insgesamt verbessert wird.

 

Tierschutz

Eine verpflichtende Rückverfolgungsmöglichkeit wird die Zahl der Zusammenführungen vermisster Tiere und deren Halter deutlich erhöhen. Sie wird den für die Fundtiere belastenden Transport und den Aufenthalt im Tierheim reduzieren. Mit einer bundeseinheitlichen Kennzeichnung und Registrierung wird der Halter, der ein Tier aussetzt, rasch auffindbar sein, was Präventivwirkung entfaltet und dadurch zur Reduzierung von ausgesetzten Tieren führt. Die erhöhte direkte Rückführung der Fundtiere wird Tierheime erheblich entlasten, die ihre Kapazitäten für weitere schutzbedürftige Tiere einsetzen können. 

 

Rechtssicherheit und Vollzug

Da sämtliche Halter die Zugehörigkeit zu ihrem Hund und ihrer Katze dokumentieren müssen, kann ein Halter zuverlässig für Schäden, die sein Haustier verursacht hat, zur Rechenschaft gezogen werden. Umgekehrt kann ein Halter, der sein Tier vernachlässigt, misshandelt oder aussetzt, unverzüglich der Rechtsverfolgung zugeführt werden. Diese Transparenz wird mittelfristig präventiv zugunsten einer verbesserten Tierhaltung wirken.

 

Verbraucherschutz

Die obligatorische Kennzeichnung und Registrierung hilft dem Kaufinteressenten und Käufer, die Herkunft seines Tieres bei einem Verkaufsangebot festzustellen, und ist daher auch eine fundamentale und nachhaltige Maßnahme zur Bekämpfung des illegalen Welpenhandels.

  

Öffentliche Gesundheit

Durch verbesserte Kontrolle von Hund und Halter können Beißvorfälle aufgeklärt, gegebenenfalls sanktioniert und auf Dauer vermindert werden. Auf Menschen übertragbare Krankheiten von Hunden und Katzen, sogenannte Zoonosen, werden durch systematische veterinärmedizinische Vorsorge, die mit der Kennzeichnung und Registrierung verbunden ist, reduziert. Hierzu gehören auch die Impfungen.

  

Wirtschaftlichkeit

Kommunen können jährlich Millionenbeträge einsparen, weil die Tierheime der öffentlichen Hand bei einer unmittelbaren Rückführung der Hunde und Katzen weniger in Anspruch genommen werden müssen. Bundesländer sparen sich, eigene teure Register aufzubauen und zu betreiben, da sie im Registerverbund einen speziellen Service in Anspruch nehmen können.